Am 23. Juli 1939 legte das Transport- und Passagierschiff “Orama“ im Port Phillip Bay an. Fast 80 Jahre später begab sich Jossi Rücker auf die Suche nach den “Kindern der Orama” und nähert sich mittels Schriftgut und Fotografie, in Form von Zeitzeugen-Geschichte (Oral- History) den Biografien sowie der künstlerischen Verarbeitung des Erlebten. Die Ausstellung Die Kinder der Orama beschäftigt sich mit jüdischer Geschichte in Deutschland und eröffnet eine zeitgenössische Perspektive auf die Prozesse des kollektiven Erinnerns und Vergessens.
Josie Rücker (geb. 1970, DE) lebt und arbeitet in Wandlitz. Sie wuchs in Biesenthal auf und floh im Juni 1989 mit ihrer Mutter und der jüngeren Schwester nach Berlin–West. Nach dem Abschluss ihres Fachabiturs absolvierte sie die Ausbildung zur Fotografin bei der diadirekt in München. Darauf folgend arbeitete Jossi Rücker als Material – und Kameraassistentin für unter anderem den Bayerischen Rundfunk und tvmünchen. In 2004 debütierte sie als Filmemacherin mit Wilhelm der Schäfer. Der Dokumentarfilm erlangte internationale Aufmerksamkeit, wurde gezeigt in Leipzig, Duisburg, Köln, Wismar, Moskau, Paris und dotiert mit dem Förderpreis der Stadt Duisburg 2004 sowie den Regiepreis in Kaufbeuren. 2006 schloss sie das Studium Diplom-Kamerafrau an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin (dffb) ab. Es folgten weitere Dokumentarfilme im In- und Ausland, unter anderem über das Regie führen (2006), Das Wiedersehen der Theodor Herzl Schüler von Regisseur Adin Talbar (2006), sowie Das Stadtfest (2009) über 750 Jahre Biesenthal. Einzelausstellungen ihre Schwarz-Weißfotografien fanden statt im Rathaus Biesenthal (2011) und im Kulturbahnhof Biesenthal (2017). Jossi Rücker war aktives Mitglied der Barnimer Künstlergruppe KombinArt. 2017 reiste sie nach Australien und New York, um die Zeitzeugen zu treffen, die als Kinder mit der „Orama“ aus Deutschland flüchteten.