Eröffnung: Freitag, 13. Oktober 2023, 18 Uhr
Führung: Samstag, 9. Dezember 2023, 15 Uhr
Der Ausstellungsdialog Espirito volta (Der Geist kommt zurück) von Kathrin Karras und Ilka Raupach führt das Lokale und das Globale auf überraschende Weise zusammen.
Gemeinsam mit zahlreichen Bernauer*innen ging die Fotografin Kathrin Karras auf Spurensuche nach dem Geist Bernaus. Im Januar 2023 rief die Künstlerin alle Bernauer*innen dazu auf, ihr ihre besonderen Orte in der Stadt zu zeigen, und ging mithin selbst auf Erkundungstour. Ihre Treffen führten Karras u.a. zum Kantorhaus, ans Steintor, ins Freibad Waldfrieden, nach Lobetal, in die Bibliothek, in die Kirche St. Marien, in den Pankepark, ins Gemeindezentrum, zum Schwanenteich und an die Stadtmauer. Sie dokumentierte all diese Orte fotografisch und studierte im Bildarchiv der Stadt die Geschichte Bernaus.
Sämtliche der Beobachtungen aus diesem umfangreichen partizipativen Projekt fanden Eingang in Karras‘ digitale Fotoarbeiten. Karras findet heute Bilder für das Gewesene: für Erinnerungen, Stimmungen und persönliche Lebensgeschichten. Die fantastischen und farbenfrohen Collagen ihrer Fotoserie BER.NOW (2023) zeigen traumhaft wirkende Landschaften und sind atmosphärische Bilder Bernaus. Die Namen der Beteiligten lesen Sie links an der Wand neben der Eingangstür. Ihren Stimmen können sie mit den Kopfhörern lauschen, während Sie durch die Ausstellung laufen.
Das Zentrum der Präsentation bildet der mittlere Raum der Galerie. Hier stehen Karras‘ Arbeiten der Wandinstallation Zwischen Hier und Dort (2023) von Ilka Raupach gegenüber. Raupachs Siebdrucke auf Papier zitieren die Formen von Gittern, Zäunen, Mauern und floralen Strukturen aus dem urbanen Raum. Wie zu einer dichten Hecke vermengen sich auch hier Davor und Dahinter, sowie Innen und Außen.
Auch Ilka Raupach ist eine Spurenleserin. Beim Wandern durch den Regenwald sammelte sie vom Wasser angespülte Samenkörner am Ufer des Amazonas. Inmitten dieser artenreichen Umwelt war der Künstlerin nicht immer klar, zu welcher Pflanze jedes der von ihr gesammelten Körner heranwachsen würde. Sie vergrößerte die Samen und lässt sie in Bernau vom Innenhof durch die Tür in die Galerie hereinwehen. Ihre Skulpturenserie Saatgut (2021) aus Walnussholz zeigt: Jedes Samenkorn ist eine Brücke zwischen dem Vergangenen und der Zukunft und enthält ein Stückchen Ewigkeit.
Ihre Skulptur Siedlung (2017) bezieht sich – wie auch Karras‘ Fotoarbeiten – auf das mittelalterliche Erbe Bernaus. Die geweißte Eiche erinnert an das Fachwerk im Kantorhaus und in der Galerie. Statt eines gezimmerten Werkstücks liegt hier aber ein nach allen Seiten auswucherndes Objekt am Boden, das den Mikrokosmos einer Wohnsiedlung in seiner Beweglichkeit abbildet: Menschen ziehen zu, ziehen weg, bauen neu, lassen verfallen. Raupach findet für das Wechselspiel innerer und äußerer Vorgänge eine vielgestaltige Form.
Raupachs Serie Harvest Moon (2023) im ersten Raum der Galerie bündelt die Erzählstränge der Ausstellung und des diesjährigen Programms zur Stadt Bernau im Wandel der Zeiten: Der so genannte Erntevollmond beschert der Landwirtschaft zum Herbstbeginn mehrere helle Nächte. Er erinnert uns daran, dass wir nicht nur in Bernau, in Brandenburg oder auf der Nordhalbkugel zusammenleben, sondern auf der ganzen Erde. So blickt die Galerie Bernau in diesem Herbst zurück auf ihre Wurzeln und lässt den Geist des Regionalen und Globalen aufleben, mit dem sie 1989 von den Bürger*innen der Stadt gegründet wurde.
