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Handwerk

10. Februar – 23. März 2024

Ingar Krauss und Phillip Staffa

(c) Ingar Krauss

Eröffnung: Freitag, 9. Februar 2024, 18 Uhr

Führung: Samstag, 23. März 2024, 15 Uhr

Die Ausstellung Handwerk eröffnet das Jahresprogramm 2024 in der Galerie Bernau. Unter dem Motto Kunst-Hand-Werk-Stoff widmet sich das Programm dieses Jahr dem steigenden Interesse an handwerklichen Verfahren und Materialien, sowie handwerklich gestalteten künstlerischen Werken und ihrer Bedeutung als kulturelles Erbe. Zwei Künstler aus Brandenburg und Berlin zeigen in dieser ersten Ausstellung des Jahres Kunstwerke, die handwerkliche Prozesse auf ganz unterschiedliche Weise sinnlich wahrnehmbar machen.

Für den der Straße zugewandten Teil der Galerie realisierte Phillip Staffa ein neues Projekt mit dem Titel Artefacts (2024). Seine Installation scheint aus wahllos zusammengewürfelten Materialien zu bestehen. Es zeigt nicht nur fertige handwerklich bearbeitete Werkstücke, sondern auch Zwischenstufen solcher Werke oder sogar Werkstoffreste. Die Materialien stammen aus verschiedenen Bernauer Gewerken, die der Künstler im Vorfeld der Ausstellung besuchte. In den Betrieben sammelte er neben den ausgestellten Objekten auch die Töne, die beim Bearbeiten des jeweiligen Materials mit verschiedenen Werkzeugen und Techniken entstanden.

Staffas Installation nähert sich dem Handwerklichen damit auch von seiner unsichtbaren Seite. Es gibt nicht nur Fertiges zu sehen und es besteht kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den Gegenständen im Raum und den Klängen in den Ohren der Besucher:innen. Der Künstler begreift das Handwerk als Tätigkeit und baut diese auseinander: zu einer sinnlichen Erfahrung, die den Vorgang des Machens betont. Auf diese Weise rückt er den Schaffensprozess in den Vordergrund, den die Kunst und das Handwerk gemeinsam haben.

Die Fotos von Ingar Krauss zeigen ölverschmierte, kräftige und beanspruchte Hände; Werkzeuge, deren Griffen und Klingen anzusehen ist, wie oft sie schon benutzt wurden; oder funktionale Arbeitsplätze, an denen alles seinen angestammten Ort hat. Auch diese Bilder lenken den Blick auf den Schaffensprozess. Anders als Phillip Staffa dokumentiert Ingar Krauss aber nicht den Prozess selbst, sondern seine Spuren.

Krauss‘ Serie Handwerk (2017) stellt das vom Aussterben bedrohte Handwerk im ländlichen Raum dar. Dazu bedient sich der Künstler selbst eines schwindenden Handwerks: Seine analogen Schwarz-Weiß-Fotografien auf Silbergelatinepapier entstehen in einem Fotolabor, wo Krauss sie selbst entwickelt.

Die Kunstwerke von Phillip Staffa und Ingar Krauss überlassen es der Einbildungskraft der Betrachter:innen, sich vorzustellen welche Hände welches Material mit welchen Werkzeugen an welchem Arbeitsplatz bearbeiteten. Auf diese Weise regen sie dazu an, darüber nachzudenken was „Handwerk“ ist. Ein Gegenstand, eine Tätigkeit, eine Kunst, ein bedrohter Berufszweig, etwas Besonderes oder vielleicht doch etwas Alltägliches?

 

Text: Marie Egger

 

1. Ingar Krauss

2. Phillip Staffa