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Ofri Lapid

14 August – 25 September 2021

Die in Israel geborene Ofri Lapid wendet in ihrer künstlerischen und akademischen Praxis einen anthropologischen und ethnografischen Ansatz an. Ofri erforscht seit langem das Thema lokaler Geschichten und öffentlicher sowie persönlicher Erzählungen an verschiedenen eher peripheren und abgelegenen Orten der Welt, wo sie mit lokalen Gemeinschaften arbeitet.  
  
Das Thema Heimat bezieht sie nicht auf sich selbst, sondern auf die Identität der Einwohner und die Geschichte der Stadt Bernau. Bei ihrer anfänglichen Recherche wollte sich die Künstlerin über offizielle Institutionen mit öffentlich zugänglichen Quellen vertraut machen. Durch Zufall entdeckte sie, dass die Website des Heimatvereins derzeit nicht verfügbar oder im Aufbau begriffen war, und dass die Ankündigung des Wiederaufbaus mit Heimat im Umbau auf dessen Homepage bezeichnet wurde. Diese Tatsache veranlasste sie zu einer umfassenden Reflexion über den Charakter und vor allem die ständige Neuinterpretation der Geschichte für die Bildung der lokalen Identität.  
  
Denn es handelt sich um einen dynamischen Prozess, der immer wieder neu konstruiert und interpretiert wird; nicht nur aus wirtschaftlicher, politischer oder soziologischer, sondern auch aus kultureller Sicht. Ofri hat daher beschlossen, eine parallele Website zu erstellen, die auf der historischen Zeitleiste basiert, die in einer Broschüre der Touristeninformation zu finden ist. Die Funktionsweise der Plattform Heimat im Umbau basiert auf der Registrierung von Teilnehmern, die sich für die Geschichte von Bernau interessieren und denen eine lebendige Zeitleiste offenbart wird, dass sich ständig verändert und weiterentwickelt. Jeder Benutzer oder Betrachter macht so eine neue visuelle Erfahrung und wird Teil der Interventionen des Künstlers in einer neuen Mind Map.  

Die Identität eines Ortes wird immer von den Menschen, die dort leben, und durch ihre Erfahrungen geprägt. Jeder Ort ist ein lebendiger Organismus und kann durch alltägliche Perspektiven und gelebte Erfahrungen betrachtet werden. Durch das Studium historischer und lokaler Archive erforscht der Künstler sowohl die kollektive als auch die individuelle Erzählung der lokalen Geschichte und schafft eine vorläufige Interpretation, die in Echtzeit stattfindet.  
  
Ofri Lapid (*1983) wurde in Haifa, Israel, geboren und lebt seit über einem Jahrzehnt in Berlin. Von 2004-2010 studierte sie an der Kunsthochschule Weißensee und promoviert derzeit an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.  

 

(en)

 

Ofri Lapid, born in Israel, applies an anthropological and ethnographic approach to her artistic and academic practice. Ofri has long explored the theme of local histories and public as well as personal narratives in various rather peripheral and remote places of the world, where she works with local communities.

She relates the theme of home not to herself, but instead to the identity of the local inhabitants and the history of the city of Bernau. In her initial research, the artist wanted to familiarize herself with publicly available sources through official institutions. By chance, she discovered that the website of the home organization "Heimatverein" was currently unavailable or under construction, and that the announcement of the reconstruction of "Im Umbau" could be read on its homepage. This fact led her to reflect more broadly on the character, and above all the constant re-interpretation of history for the formation of local identity.

For it is a constant and dynamic process that is repeatedly re-constructed and re- interpreted; not only from an economic, political or sociological perspective, but also from a cultural one. Ofri has therefore decided to create a parallel website based on the resources of the institution and its collection. The functioning of the parallel (shadow) platform is based on the registration of each user, to whom a living archive of texts and images is revealed, which is constantly changing and evolving. Each user or viewer thus gains a new visual experience and becomes part of the artist's interventions in a new mind map.

The identity of a place is always shaped by the people who live there and through their experiences. Every place is a living organism and can be viewed through everyday perspectives and lived experience. By studying historical and local archives, the artist explores both the collective and individual narrative of local history and creates a provisional interpretation taking place in real time.

Ofri Lapid (*1983) was born in Haifa, Israel, and has lived in Berlin for over a decade. Between 2004-2010 she studied at the Kunsthochschule Weissensee and is currently completing her PhD at the Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

Text: Lucie Drdova