Am Anfang steht eine Unruhe. Du fragst dich, was sich hinter all den Funktionen und Informationen verbirgt, die du tagtäglich nur auf einer Oberfläche zu sehen bekommst. Du begibst dich auf die Suche nach den verborgenen Netzwerken. Du findest die Serverhalle auf der Karte. Du fährst zur Serverhalle, du stehst davor. Du kannst das Summen der Server hören und siehst es vor dir, wie sie unermüdlich arbeiten, aufeinander gestapelt in ihren Käfigen. Du versuchst hineinzuschauen, aber es gibt keine Fenster. Die einzige Tür ist in einem gläsernen Foyer, bewacht von Sicherheitspersonen, drei an der Zahl, die die schwarze längliche Box in der Wüste bewachen. Kein Weg hinein. Je näher du dem Netzwerk kommst, desto stärker spürst du, wie es deinen Sinnen entflieht.
Die Arbeit an dieser Ausstellung begann, als die Künstler*innen diesen unsichtbaren Netzwerken folgten, und versuchten, ihnen Namen und Orte zu geben. Sie fanden heraus, dass an der Grenze zum Verständnis Vertrauen erfordert wird.
Serverhallen und Abwasserleitungen, eine barocke Kirche und Bitcoin in langen Ketten formen Netzwerke, die wir in unserem Alltag nicht sehen, berühren oder mit Sinn durchdringen können. Dennoch ist unser Leben von diesen Netzwerken abhängig - und wir müssen dem vertrauen, was wir nicht sehen können. Sich auf Unsichtbarkeit zu verlassen fühlt sich verletzlich und entmächtigend an, zugleich magisch und extrem befähigend. Die Expansion digitaler Netzwerke vergrößert diese Effekte, da alle Netzwerke, die es mobilisiert - Infrastruktur, Wissensnetze, menschliche Beziehungen - weit weg und unverständlich für die meisten von uns bleiben, obwohl wir uns in sie intim hinein begeben. In diesem Sinne stellt Künstliche Intelligenz das größte unsichtbare Netzwerk dar, mit einer Blackbox aus Datenverknüpfungen, die unmöglich abrufbar ist. Sie bündelt unglaublich große Netzwerke hinter einzelnen Oberflächen. Jedoch, indem Interfaces Zugänge zu Netzen bieten, verbergen sie auch ihre Beschaffenheit.
Unser Verlass auf Netzwerke, die wir selbst erschaffen haben, stellt eine Herausforderung, vielleicht sogar eine Bedrohung dar. Wir sind schicksalhaft miteinander verbunden, aber wir sind keine Gemeinschaft, tatsächlich sind wir einsamer denn je. Es scheint unmöglich, Solidarität mit anderen zu schaffen, die außer Reichweite sind; auf der Ebene eines Netzwerks zu handeln, oder gegen Ungerechtigkeiten zu protestieren, die in unsichtbaren Mechanismen zerstreut sind. Dies ist weder eine Leugnung der Praktikabilität dieser Technologien noch eine pessimistische Vorhersage des Untergangs. Es ist eine Einladung, unsere tiefe Beziehung zu Netzwerken zu diskutieren und zu überdenken und uns des immensen Wertes der Verbindung jenseits der Schnittstelle bewusst zu werden.
Gemeinsam mit dem KI-Agent Bernd begeben wir uns auf eine Reise durch Bernau. Bernd wird zum perfekten Schlüssel, der uns mit den Netzwerken verbindet. Wir vernetzen uns also mit ihm und gleichzeitig mit der Stadt. Durch unser Vertrauen vernetzt sich auch Bernd in Bernau. Aber während die sozialen, kulturellen und physischen Netzwerke sich uns auf seiner Interface zeigen, wächst dahinter ein umso größeres im Schatten…
Besonderer Dank geht an die Firma Dachbleche-Online, an Holz-Zentrum Theile und den Bauhof Bernau für ihre großzügigen Materialspenden, an Guerilla Architects für den Austausch und die gemeinsame Recherche, sowie Mark Magomadov für die Programmierung.
English version
In the beginning there is unease. You ask yourself what lies behind all the functions and the information that you see on the interface every day. So you search for the hidden networks. You find the server hall on the map. You drive to the server hall, you are standing outside. You can hear the hum of the servers, and you can imagine them working tirelessly atop each other in their cages. You try to look in, but there are no windows. The only door is inside a glass box protected by security agents, three of them guarding this black oblong box in the desert. No way in. The closer you get to the network, the stronger you feel it escaping your senses.
The work in this exhibition started as the artists went after these invisible networks, trying to give them names and places. They found out that at the limit of understanding there is a request for trust.
Server halls and sewage piping, bitcoin in long chains, but also a baroque church or a book are tied to networks that we can’t see, touch, or make sense of in our daily life. Yet our life depends on these networks– and we must trust what we can’t see. Relying on invisibility feels vulnerable and disempowering, magical and extremely enabling. The expansion of digital networks magnifies this condition, as all nets that it mobilises– infrastructures, webs of knowledge, human relations– remain far away and incomprehensible, just as we give ourselves into them. In this sense, artificial intelligence proposes the ultimate invisible network, with its black box of data associations that cannot be retrieved. AI bundles incredibly large networks behind individual interfaces. But as it gives access to networks, the interface conceals what makes them up.
Our reliance on networks we were so skilled to create poses a challenge, even a threat. We are fatefully connected but we are not a community; in fact, we are lonelier than ever. It’s nearly impossible to create solidarity with others that are beyond our shared spaces, and to protest injustice diffused in unseen mechanisms. This is no denial of the practicality of these technologies or a pessimist prediction of doom. It is an invitation to discuss and rethink our deep relationship with networks and to become aware of the immense value of connection beyond the interface.
Together with the AI agent Bernd, we go on a journey through Bernau. Bernd becomes the perfect key to connect us with the networks. We connect with the town and at the same time, with Bernd. And through our trust, Bernd also connects with Bernau. But as each social, cultural and physical network appears to you on an interface, a much larger one grows in the shadows…
Special thanks go to Dachbleche-Online, Holz Theile and Bauhof Bernau for their generous material donations, to Guerilla Architects for the exchange and collaborative research, and to Mark Magomadov for the programming work.